...findet man bei Wolf Schneider, zum Beispiel in seinem Buch „Deutsch für Profis“. Eine Fundgruppe für alle, die ihren Schreibstil optimieren wollen.

Schachtelsätze machen Texte ungenießbar, meint Wolf Schneider. Zu Recht! Satzungetüme entstehen, weil wir oft meinen, zu viele Gedanken in nur einem Satz unterbringen zu müssen. Dahinter steht die Annahme, dass gewichtige Gedanken nur in komplizierten Satzgebilden angemessen zum Ausdruck kommen. Häufig ist es aber gerade umgekehrt: Hinter komplizierten Sätzen verbergen sich triviale Gedanken. Eine Idee wird nicht dadurch origineller, dass man sie möglichst schwer verständlich ausdrückt. Simplex sigillum veri hieß es bei den alten Römern, die Einfachheit ist das Kennzeichen der Wahrheit. Gewiss ist es nicht immer möglich, schwierige Zusammenhänge einfach auszudrücken. Aber auch hier gilt der Grundsatz: So einfach wie möglich, so kompliziert wie nötig!

Wir werden überschwemmt von Texten, und die meisten sind für uns uninteressant und belanglos. Daher ist es für Verfasser heute, in der Zeit des Internet, noch schwieriger als früher, das Interesse potentieller Leser zu wecken. Wolf Schneider nennt fünf Kriterien, damit ein Text interessant ist. Erstens schreibt man interessante Texte, wenn sie etwas Neues enthalten die Leser überraschen. Zweitens ist der gute Text kurzweilig, und drittens plätschert er nicht einfach so daher, sondern wirkt wie eine frische Dusche fürs Gehirn. Der interessante Text ist dynamisch, nicht statisch, er nimmt den Leser mit auf den Weg und steuert – fünftens  auf ein Ziel zu.

Ist ein Text schlecht, weil er Wiederholungen enthält? Nur hier und da. Natürlich können Wiederholungen nerven. Auch Weitschweifigkeit, Redundanz, kann das Lesen zur Qual machen. Aber sich möglichst kurz zu fassen, ist nicht immer der Königsweg. „Dreimal gesagt versteht sich leichter“, meint Wolf Schneider. Ja, es gibt die Kunst des Weglassens, es gibt aber auch die Kunst der Wiederholung. Weglassen und wiederholen sind beides Mittel, um einen Text verständlich zu machen. Je nach dem.

Wolf Schneider, Deutsch für Profis, München